„Hilfe! Wir werden erdrückt! Bitte lasst uns leben!“ Das denken sich bestimmt viele Schüler aus den fünften und sechsten Klassen, wenn sie versuchen sich durch das Gedränge der anderen Schüler fortzubewegen, um entweder zum Pausenverkauf, Unterricht zu kommen oder einfach nur die Treppen zu benutzen. Da sollte man sich mal als Schüler der Mittel- und Oberstufe in die Sicht eines Fünft- oder Sechstklässlers versetzen oder einfach an die Jahre zurückdenken, als man selbst noch ein Schüler der Unterstufe war, um zu verstehen, was damit gemeint ist. Stell dir einfach mal vor, du wärst ein Fünftklässler, der versucht, einen ganz normalen Schultag zu haben:
Wie jeder Fünftklässler, spielst auch du Tischtennis für dein Leben gern. Also bist du schon ganz früh am Morgen an der Schule, um mit Freunden Tischtennis zu spielen. Ihr spielt eine ganze Weile bis der 7:45 Uhr-Gong ertönt. Du hörst auf zu spielen und drehst dich in Richtung Schuleingang um, während du dir deinen Schulranzen über die Schultern ziehst. Du stöhnst auf, als du die Menschenmasse, die versucht, ins Schulhaus zu kommen, siehst und begibst dich schweren Herzens in den Strom. Während du dich so treiben lässt, spürst du von der linken Seite einen Stoß. Du schaust nach links, aber erblickst nur die Beine. Dann schaust du nach oben zu dem 9. Klässler, der dich aber überhaupt nicht wahrnimmt, weil du noch nicht so groß bist. Während du versuchst nicht zu fallen, rempeln dich zwei andere Schüler aus der 7. Jahrgangsstufe, die so in ihr Gespräch vertieft sind, dass sie dich auch nicht wahrnehmen, an. Du weichst aus, berührst aber einen Schüler, der gerade den Fuß in das Schulhaus setzt. Dadurch bekommst du einen nicht sehr freundlichen Gesichtsausdruck und ein „Pass doch mal auf, Kleiner“ von ihm. Du würdest ihm gerne alles erklären, aber der Strom schiebt dich die Treppe nach oben. Wie in einer Achterbahn fühlst du dich, während du von der linken Seite der Treppe auf die rechte Seite und wieder auf die linke Seite gedrückt wirst. Aber du kannst nichts machen. Egal, wie viel du dich anstrengst. Du bist und bleibst eine Feder im Wind oder besser gesagt im Wirbelsturm. Endlich – nach gefühlten fünf Minuten – kommst du in deinem Stockwerk an. Doch so einfach kommst du nicht aus dem Strom von Menschen in den Trakt hinein. Trotzdem beginnst du, dir einen Weg durch das Gewusel zu bahnen. Fast hast du die Türe erreicht. Willst sie schon anpacken, doch dann geht ein großer Schüler vor dir vorbei – und wie es Fische machen, so machen Schüler das auch – und es folgen ihm andere. Somit wurdest du also wieder in den Kreislauf des Schulalltages zurückgedrängt. Der zweite Versuch soll deine Erlösung sein; du kommst endlich in deinen Trakt. 7:50 Uhr liest du auf deiner Armbanduhr, die du von deiner Mutter zur Einschulung bekommen hast. Du begibst dich ins Klassenzimmer, wo der Lehrer auch schon auf die Schüler wartet – Leider mit einer blauen Ikea-Tasche. So beginnt dein Unterricht.

Es läutet zur ersten Pause, du holst schnell deinen Tischtennisschläger aus dem Schulranzen und rennst zu Treppe, die aber leider – wie erwartet – schon den Schülerstrom tragen muss. Diesmal denkst du, dass es besser wäre, die andere Treppe zu nehmen, aber du entscheidest dich dagegen, da sonst die Tischtennisplatten von den anderen Mitschülern besetzt werden. Also begibst du dich wieder, mit einem mulmigen Gefühl, in die Menge.
All diese Probleme hat bestimmt schon jeder Mal gehabt. Doch jetzt bist du in der Mittelstufe und all diese Probleme haben sich aufgelöst, denn du bist ist in der Zeit auch gewachsen. Du gehörst nicht mehr zu den „Kleinen“, ab jetzt bist du einer der „Großen“. Doch genau das macht es den kleineren Schülern so schwer. Denn wenn man auch zu den Großen gehört, dann möchte man auch das machen, was früher mit einem gemacht wurde; man zieht sich Vorteile aus diesem Größenverhältnis.
Und genau das sollte man versuchen zu vermeiden. Zum Wohle der Schüler aus der Unterstufe, die erst ganz neu ins Gymnasium gekommen sind!
Und somit beende ich diesen Artikel mit dem Schluss: „Lasst sie leben!“
Marc Ferk
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