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Niemanden vergessen!

Dieses Jahr jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau zum 78. Mal. Im Rahmen dessen wird jedes Jahr, am 27. Januar, an die Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Auch in Augsburg gab es dieses Jahr eine Gedenkfeier am und im Rathaus. Wir waren vor Ort und haben daran teilgenommen.

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Fangen wir mit einer kurzen Biografie eines Augsburger Ehepaares an: Paul und Hedwig Englaender.

Paul und Hedwig Englaender wohnten ursprünglich in der Annastraße 6, im selben Haus, in dem auch Pauls Zahnmedizinpraxis untergebracht war. Dort wuchsen ihre zwei Kinder, Tochter Elisabeth und Sohn Hans, auf. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, war Paul von deren Verfolgungsmaßnahmen betroffen, weil sie ihn aufgrund ihres Geburtsortes als „Ostjuden“ einstuften. Am 1. April 1933 wurde er in einem Aufruf zum Boykott gegen jüdische Arztpraxen, Unternehmen und Anwaltskanzleien genannt. Bis zum Entzug der Approbation durch den NS-Staat am 31. Dezember 1941 konnte er jedoch mit Mühe seine Praxis mit Privatpatienten fortsetzen. Im Januar 1939 wurde ihm jede Tätigkeit als Mediziner untersagt.

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Die Familie konnte sich die teure Wohnung in der Annastraße nicht mehr leisten und zog Ende 1939 in die Wohnung von Hedwigs Zwillingsschwester Anna, die mit der Familie nach Amerika geflohen war. Auch Hedwig und Paul Englaender wollten fliehen. Paul Englaender galt jedoch als polnischer Staatsbürger und konnte daher nicht auswandern. Sie wollten sich in einer unsicheren Situation nicht trennen und blieben in Augsburg, um einen Ausweg zu suchen. Zuvor konnten sie ihre Kinder in den USA bringen, diese waren also in Sicherheit.

Ab Anfang 1939 erhielt das Ehepaar die Zwangsnamen Sarah und Israel und ab September 1941 mussten sie das gelbe Zwangskennzeichen – den Judenstern – tragen. Bereits 1939 bauten die Nationalsozialisten das Haus an der Bahnhofstraße in ein „Judenhaus“ um, wo sie andere Juden zwangsweise unterbrachten. Das Auswanderungsverbot vom 23. Oktober 1941 machte jede Hoffnung zunichte, dass die Englaenders Deutschland noch verlassen konnten.

Sie mussten sich die Wohnung nun mit zwei anderen Paaren teilen. Ab dem 27. April 1942 musste Hedwig täglich in der Ballonfabrik in Augsburg arbeiten. Das Ehepaar, das Anfang April 1943 nach Auschwitz deportiert werden sollte, entschied sich ebenso wie ihre Schwiegereltern, die sich bereits am 6. November 1941 das Leben genommen hatten, für den Suizid. Am 7. März 1943, einen Tag vor ihrer geplanten Deportation, nahmen sich Paul und Hedwig Englaender zusammen mit Ludwig und Selma Friedmann, Julius und Anna Guggenheimer sowie Louis Carl Cohn das Leben.

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Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus

Gemeinsam mit den vielen Initiativen, Vereinen und Partnern, die sich für Frieden und Erinnerung engagieren, hat die Stadt Augsburg den Gedenktag in einem neuen Format begangen. Die Gedenkfeier zum Holocaust-Gedenktag begann um 14.30 Uhr auf dem Rathausplatz. Mitglieder der Initiativen der Erinnerungskultur informierten über ihr ehrenamtliches Engagement und das Schicksal einiger Augsburger NS-Opfer. Der zweite Teil der Veranstaltung fand im Untergeschoss des Rathauses, neben dem Gedenkraum für die ermordeten Juden in Augsburg, statt.

Bild 5 OB am Ende

Neben der Begrüßung von Bürgermeisterin Eva Weber gab es auch eine musikalische Bild 4 - GeigeBegleitung des Trios Manou. Nach einigen Liedern kamen die „Jewish Descendants“ in dem unter anderem Herr Poeppel Mitglied ist. Sie haben über tragische Geschichten erzählt, die sich damals ereignet haben. Alle dieser Geschichten endeten mit dem Tod, so wie auch die Geschichte von Hedwig und Paul Englaender, die oben beschrieben ist.

Anschließend kamen drei Schüler*innen aus dem St. Anna Gymnasium und haben über ihr Projekt „Jüdische Schüler am Anna“ berichtet. Ihr Ziel ist es, eine Erinnerungstafel am Schuleingang zu errichten mit einigen Namen der Opfer des Nationalsozialismus. Außerdem stellten zwei Schülerinnen aus dem Stetten-Institut eine Biografie vor. Ihr Ziel ist es eine Ausstellung mit einigen Biografien über die Opfer zu errichten.

Zuletzt hatten Angela Bachmair und die Oberbürgermeisterin Eva Weber noch eine wichtige Botschaft an uns:

 

„Insbesondere die j­unge Generation sollte nicht vergessen, was passiert ist und was passieren kann.“

 

 

 

 

 

Von Celina Rost & Patricia Schwartz

Bildquellen: Celina Rost & Patricia Schwartz, Gedenkbuch Augsburg

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