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Eine mutige Entscheidung gegen den Leistungssport: Interview mit dem Abiturienten Pascal Prinz

Juli 26, 2013 Sport No Comments

pascal_prinz_01Heute wollen wir den frisch gebackenen Abiturienten Pascal Prinz interviewen, der zu den Top-Nachwuchs-Kanuten Deutschlands zählt, sich aber nun gegen den Leistungssport entschieden hat, um studieren zu können:

Dieselpartikel: Bist Du zufrieden mit Deinem Abitur-Ergebnis?

Ich hatte mir eigentlich mehr erhofft – und vor allem die Abiturprüfungen sind nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgenommen habe. Doch muss ich auch einräumen, dass ich mir das selbst in die Schuhe zu schieben habe, da ich einfach nicht genug gelernt hatte. Natürlich war ich zu dieser Zeit auch noch sehr beansprucht durch die Qualifikationsrennen für die Nationalmannschaft, doch es wäre dennoch ein besseres Ergebnis möglich gewesen.

DP: Warum bist Du vor gut einem Jahr aus Düren (Nordrheinwestfalen) nach Augsburg gekommen?

Als mein Bruder und ich im Jahr 2011 erste überregionale Erfolge im Kajaksport feiern konnten, war die Situation jene, dass mein Bruder und sein Kajak-Partner ein Jahr später mit dem Abitur fertig sein würden und dann umziehen würden. Für ihn war schon immer klar, dass er in München studieren möchte. Damit auch ich den Sport weiter betreiben und sogar noch intensivieren konnte, habe ich mit der Unterstützung meiner Eltern nach einer Möglichkeit gesucht, diesen Weg in den Süden mitgehen zu können.

Nach Gesprächen mit dem Bundestrainer und den ortsansässigen Landestrainern sind wir zu dem Schluss gekommen, dass ein Umzug nach Bayern generell für mich in Frage  kommen würde und auch vom Deutschen Kanuverband unterstüzt werden würde. So haben wir uns dann Gedanken darüber gemacht, wie es schulisch weiter gehen soll und aufgrund der positiven Erfahrungen des Kanusports mit dem Rudolf-Diesel-Gymnasium entschieden wir uns dazu dort um eine Zusammenarbeit zu bitten. So kam es dann, dass ich Ende Juli 2012 in das Bundesleistungszentrum am Eiskanal zog und von da an ein Jahr lang dort trainierte.

DP: Kannst Du uns Deine bisherige Kajak-Karriere in wenigen Worten schildern?

Bis Anfang 2011 verlief meine Karriere eher unspektakulär. Ich konnte nur kleinere Erfolge feiern und mein größter Erfolg war der zweite Platz bei den Deutschen Meisterschaften der Schüler im Jahre 2007. Anfang 2011 wollt der ehemalige Partner meines Bruders den Trainingsumfang, den dieser Sport mit sich bringt, nicht mehr tragen und gab den Leistungssport auf. Ich habe ihn dann unmittelbar ersetzt und wir haben uns auch direkt für die Nationalmannschaft der Jugend und Junioren qualifiziert und den vierten Platz bei der Europameisterschaft errungen. Auch die Deutsche Meisterschaft der Jugend und der Junioren im selben Jahr konnten wir für uns entscheiden. Im letzten Jahr hat es leider ganz knapp nicht für die U23-Nationalmannschaft gereicht, aber aufgrund unserer guten Leistung im U18-Bereich wurden wir dennoch weiter gefördert – bis wir uns schließlich gegen den Leistungssport entschieden haben.

 

DP: Was ist das für ein Gefühl, Kajak zu fahren, was empfindest Du dabei? Und wie fühlt sich so ein Wettkampf an?

Es ist ein wunderbares Gefühl im Boot zu sitzen und die Strömung für sich nutzen zu können. Wenn man knapp über der Wasseroberfläche sitzt und durch verschiedenste Strömungen fährt und trotzdem noch die Kontrolle hat und bestimmt wo es lang geht, dann fühlt man sich einfach nur gut. Natürlich ist immer auch Frustration vorhanden, wenn etwas nicht klappt – und auch die langen Ausdauer-Einheiten, die auf strömungsarmen Gewässern gefahren werden, sind nicht das tollste.

Doch das ist es wert – vor allem, wenn man dann vor einem wichtigen Wettkampf am Start steht und die Uhr langsam zum Start herunter zählt. Man weiß, dass man auf diesen Moment lange hingearbeitet hat und nun 120 Sekunden lang volle Konzentration gefordert sind. Ein Wettkampf ist einfach etwas ganz Besonderes. Wenn alles klappt, ist man überglücklich, doch auch frustriert, wenn man seine Ziele nicht erreicht. So ist es aber auch im Training: Es ist eben ein stetes Auf und Ab – abhängig von der eigenen Leistung

DP: Warum hast Du Dich – trotz Qualifikation für die Nationalmannschaft und für die Deutschen Meisterschaften – jetzt gegen den Leistungssport entschieden?

kajak_zweierSchon während des letzten Jahres hatte ich und mein Bruder Probleme, die Schule bzw. das  Studium mit dem Sport unter einen Hut zu bringen. Da er in München studierte, musste er jeden Tag pendeln. Mit der Zeit fiel es uns immer schwerer die Motivation für 11-14 Einheiten (je nach Trainingszyklus) zu finden. Wir wollten irgendwann einfach nicht mehr den Aufwand betreiben, da es uns einfach nicht mehr so viel Spaß machte – und selbst die EM und WM im laufenden Jahr wären für uns eher eine Belastung als etwas Erstrebenswertes gewesen. Also entschieden wir uns dafür, den Leistungssport zu beenden und uns auf unser Leben abseits des Sports zu konzentrieren.

DP: Wie war Deine Zeit am „Diesel“?

Es war eine tolle Zeit. Ich wurde sowohl von Lehrern als auch von den Schülern mit offenen Armen empfangen und konnte relativ schnell Anschluss finden. Was die Unterschiede in den Lehrplänen von NRW und Bayern angeht, haben mir meine Lehrer sehr geholfen und auch für meine Doppelbelastung durch Sport und Schule hatten sie sehr viel Verständnis … Alles in allem hatte ich eine gute Zeit, die ich sehr genossen habe.

DP: Was hast Du noch alles vor im Leben?

Ich würde gerne an der TU München Chemieingenieurswesen studieren und warte derzeit auf die Antwort der Uni zu meiner Bewerbung. Sollte das nicht möglich sein, werde ich in Augsburg Materialwissenschaften studieren. Alles andere werde ich einfach auf mich zu kommen lassen und das Beste hoffen.

DP: Vielen Dank für das Interview, Pascal! Wir wünschen Dir weiterhin viel Glück und Erfolg bei Deinem Studium und auf Deinem Lebensweg!

 

Bildrechte: Pascal Prinz

 

 

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