Home » Literatur » Currently Reading:

Rezension zu John Green: „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“

November 11, 2012 Literatur No Comments

„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ erzählt die Geschichte der 16-jährigen Hazel, die an Schilddrüsenkrebs mit Metastasen in der Lunge leidet, und des 17-jährigen Augustus, dessen Diagnose Knochenkrebs lautet. Hazel und Augustus lernen sich bei einer Selbsthilfegruppe kennen, die sie beide schrecklich finden, kommen nicht mehr voneinander los und verlieben sich rettungslos, obwohl es Hazels große Angst ist, jemanden so nahe an sich heran zulassen, dass ihr Tod ihn aus der Bahn werfen könnte. Augustus Angst dagegen ist es zu sterben und einer der vielen namenlosen Toten zu werden, an die sich niemand erinnert.

Meine Auflage des Buches beginnt mit einigen Zeitungsartikeln, in denen John Greens schriftstellerisches Talent und natürlich sein neustes Werk in den höchsten Tönen gelobt werden. Daher bin ich mit relativ hohen Erwartungen an das Buch herangegangen. Ich wurde nicht enttäuscht, im Gegenteil: Meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen.

Das liegt vor allem an John Greens einzigartigem Schreibstil. Wie kann man mit so wenigen Worten nur so viel ausdrücken? Mit leisen, aber sehr bewegenden Tönen beschreibt er die Welt aus Hazels Augen und schickt seine Leser auf eine emotionale Achterbahn: tieftraurige, unglaublich komische, ganz zarte und nachdenkliche Momente jagen einander, sodass man kaum noch weiß, was man selbst eigentlich fühlt.

Die Geschichte, die er auf diese Art und Weise erzählt, ist außergewöhnlich: Es ist eine Liebesgeschichte ohne schrecklichen Kitsch, ein Krebsbuch ohne falsche Sentimentalität, ein Jugendbuch ohne langweiliges Pubertätsgerede. Die Protagonisten und ihre Beziehung sind so bewegend, authentisch und ehrlich, dass sie all das gar nicht nötig haben. Hazel und Augustus stehen quasi dem Tod gegenüber, doch sie versinken nicht im Selbstmitleid und sind auch nicht übertrieben kämpferisch. Sie wünschen sich einfach nur mehr Zeit. Doch wie Augustus einmal sehr treffend feststellt, ist die Welt nun mal keine Wunscherfüllmaschine.

„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ist eigentlich eine Liebeserklärung an die Schönheit des Lebens.

Außerdem ist dieser Roman reich an großen Gefühlen, unerwarteten Wendungen, wundervollen Charakteren, herrlichem Sarkasmus, berührenden Momenten, schmerzhafter Ehrlichkeit und tiefgründigen Gedanken. Wie so viel in nur 284 Seiten passt? Keine Ahnung. Alles was ich sagen kann, ist, dass dieses Stückchen Literatur mich gefangen genommen und am Ende atemlos und mit einem Kopf voller Gedanken zurückgelassen hat.

Lara Lorenz

Comment on this Article: